Keine Räumung des »Quilombo Campo Grande« in Brasilien!
Beschluss des Parteivorstandes vom 15. August 2020
Der Parteivorstand der Partei DIE LINKE solidarisiert sich mit den 450 Familien, die im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais von Vertreibung bedroht sind und fordert den Gouverneur des Bundesstaates Romeu Zema (Partido Novo) auf, insbesondere während der Pandemie, auf solche Vertreibungen zu verzichten.
Vor über 20 Jahren haben die in der »Bewegung der Landlosen« (MST) Arbeitenden mit den 450 Familien das leerstehende Land in der Gemeinde Campo do Meio (südlich von Minas Gerais) besetzt. Seither haben sie das Camp »Quilombo Campo Grande« aufgebaut, das Wohnung, Bildung und Einkommensmöglichkeiten für die Bewohnenden bietet. Sie produzieren und verkaufen u.a. Kaffee. Die Besetzung der 4.000 verwaisten Hektar Landes durch Landlose ist durch die Verfassung Brasiliens abgedeckt.
Trotzdem entschied ein Gericht des Bundesstaates Minas Gerais die Räumung des Geländes für den 12. August, die bis heute glücklicherweise noch verhindert werden konnte. Insbesondere inmitten der Covid19-Pandemie, die in Brasilien bereits mehr als 100.000 Todesopfer gefordert hat, wäre die Räumung eine unverantwortliche Maßnahme und muss dringend gestoppt werden.
Das Lager Quilombo Campo Grande wurde vor 22 Jahren auf dem Gelände der bankrotten Zuckermühle Ariadnópolis gegründet, zahlreiche der ehemaligen Beschäftigten und heutigen Besetzenden warten bis heute auf ausstehende Löhne und Abfindungen. Das Anwesen, von dem früher nur eine Person profitierte, ist heute die Heimat von 450 Familien. Mit 40 Hektar Gemüsegärten, 60.000 einheimischen Bäumen und 60.000 Obstbäumen produziert das Lager jährlich 510 Tonnen Kaffee ohne den Einsatz von Pestiziden und weitere landwirtschaftliche Produkte.